Zur Herstellung und Zubereitung von Weizengrütze u.a. im Tur Abdin
[Danuke, Bargal und Kutle]

Text entnommen aus:
Jastrow, Otto, Lehrbuch der Turoyo-Sprache (S.209 u. 211). Wiesbaden 1992.
Prof. Dr. 0. Jastrow hat den von einer Frau aus Midin auf aramäisch (Turoyo) gesprochenen Originaltext ins Deutsche übersetzt. Hier ist der Text nur geringfügig verändert worden.

1. Danuke
Wir gingen und holten den Weizen, gaben ihn in einen großen Bottich und wuschen ihn zweimal in kaltem Wasser. Nach diesem kalten Wasser stellten wir einen großen Kessel auf das Feuer, taten Wasser hinein und machten Feuer, bis das Wasser kochte. Dann schütteten wir den gewaschenen Weizen in das kochende Wasser auf dem Feuer. Wir hielten das Feuer darunter in Gang, und der Weizen kochte eine Stunde, anderthalb oder zwei Stunden. Der Weizen kochte bis unser Weizen fertig war;
die Bedingung war, daß das Weizenkorn so aufplatzte. Wenn das Weizenkorn aufgeplatzt ist, wird unsere Weizengrütze ordentlich, genauer gesagt wird unser gekochter Weizen (= danuke) ordentlich. Nachdem der Weizen gar gekocht war, holten wir ihn heraus; wir taten ihn auf große Seiher und schütteten ihn in Eimer, und die Eimer zogen wir mit Stricken auf das Dach. Das Dach war aus Zement. Wir legten den gekochten Weizen auf das Dach, zwei Tage lang, wir breiteten ihn schön aus, und der Weizen trocknete; er wurde zu getrocknetem gekochtem Weizen.


Mörsel und Stößel aus Stein

2. "Dyoqo", Stampfen des Weizens
Nach zwei Tagen holten wir ihn wieder herunter, wuschen ihn, feuchteten ihn mit Wasser an und warfen ihn in den Mörser. Wir stampften mit hölzernen Stößeln, einer auf dieser
hölzernen Stößeln, einer auf dieser Seite und einer auf dieser, wir stampften ihn, bis sich die Hülle von dem Weizenkorn ablöste. Wir schauten so und sagten: Er ist rund geworden, er ist sehr schön gestampft worden, und wir holten ihn wieder aus den Mörsern heraus und schafften ihn in Säcken hinauf aufs Dach. Auf dem Dach worfelten wir ihn, wir entfernten die Kleie von ihm, und dann breiteten wir ihn nochmals auf dem Dach aus, um ihn gründlich zu trocknen, damit ihm nichts passierte, damit er nicht sauer wurde. Nachdem wir ihn ausgebreitet hatten und er getrocknet war - er blieb einen Tag liegen, wir ließen ihn nur einen Tag nochmals in der Sonne, - sammelten wir diesen Weizen, den wir zu Weizengrütze gemacht hatten, und siebten ihn mit einem feineren Sieb, 'arbolo. Wir siebten ihn mit dem 'arbolo, dann schütteten wir ihn auf ein Tablett und verlasen ihn Korn um Korn, säuberten ihn von Unkrautsamen, kleinen Steinchen, von allem, was nicht schön ist. Das lasen wir heraus, und dann füllten wir den Weizen wieder in die Säcke.
3. Bargal und Hurik
Am folgenden Tag oder am dritten Tag gingen wir und suchten uns zwei große Handmühlen, und wir gingen
ins Dorf und holten ein paar Mädchen zusammen, und dann setzten wir uns vor diese Handmühlen und schrote-ten die ganze Weizengrütze in der Handmühle. Nachdem sie in der Handmühle gemahlen worden war, gaben wir sie auf das Sieb, und zunächst wurde der grobe Schrot herausgesiebt. Dieser grobe Schrot wurde ein weiteres Mal gemahlen. Wenn dieser grobe Schrot zu Ende gemahlen war, dann gaben wir das, was unter dem Sieb lag, auf ein anderes Sieb, wir siebten nun die eigentliche Weizengrütze auf der einen Seite heraus, und es blieben der feine Grieß und das Mehl gemeinsam übrig. Danach nahmen wir nochmals ein Sieb, feiner als das vor-hergehende, wir gaben es wieder darauf, und nun trennte sich der feine Grieß, aus dem man killte und ballo' macht, oben auf dem Sieb ab, und das Mehl blieb unter dem Sieb; das pflegten wir dem Vieh zu geben. Das aßen wir nicht, doch aus dem feinen Grieß macht man kutle und ballo' Das ist die Weizengrütze, die Art und Weise ihrer Herstellung.
4. Kutle
Dieser feine Grieß für Kutte, der wie gesagt von der Weizengrütze stammt, unter den wird Grütze von ungekoch-tem Weizen [hurik du garso} gemischt, wir vermischen es miteinander, und dann machen wir Wasser heiß und schütten es auf diesen Grieß. Wir kneten ihn, er bleibt ein, zwei Stunden so feucht im Bottich, und dann kneten wir ihn. Wir kneten ihn, wie man einen Teig knetet, schön, und wir hacken Fleisch und Zwiebeln, fügen Gewürze hinzu, und dann öffnen wir diesen Teig aus Grieß mit unseren Händen und machen ihn dünn, und dann füllen wir das Innere der Klöße mit Füllung und schließen sie
wieder. Diese gefüllten Klöße nennt man Kutle. Sie sind aus dem feinen Grieß von der Weizengrütze, und Grütze aus ungekochtem Weizen ist darunter gemischt, und so entstehen Kutle.
5. Bargal
Und die Weizengrütze selber bereiten wir so zu: Wir setzen zwei Teile Wasser und einen Teil Weizengrütze auf. Wenn das Wasser kocht, fügen wir
Salz hinzu und geben unsere Weizengrütze hinein, und sie wird gar. Sie wird gar ... Sie kann auch mit Fleisch gekocht werden, manchmal bereiten wir sie auch mit Fleisch zu ... Wir machen Spiegeleier in der Pfanne mit Butterfett und legen sie oben auf die Weizengrütze. Wir setzen sie den Kindern vor, der Familie, und sie essen sie. So wird Weizengrütze gemacht.

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