Geistliches Leben im Tur Abdin

Kirchliche Feiertage werden im Tur Abdin wie eh und je begangen. So trifft man sich immer noch zum Totengedenken am Ostermontag zum gemeinsamen "Picknick" auf dem Friedhof. Üblich ist auch, daß man sich zu Ostern besucht. In Midyat beteiligen sich sogar die örtlichen Behördenvertreter sowie muslimische Nachbarn und Geschäftsfreunde an diesem christlichen Brauch. Dagegen scheint auf den Dörfern sehr viel mehr Animosität zwischen Christen und Moslems zu bestehen, die auf jahrhundertelange Gegensätzlichkeiten zurückzuführen sind: die Kurden sind die "Unbehausten", die wirtschaftlich Benachteiligten - und die Räuber und Mörder. Die Christen sind seßhaft, vergleichsweise wohlhabend - und werden zum Opfer. Aufgrund dieser Erfahrungen betonen auch viele der längst in Westeuropa ansässig gewordenen Christen, daß sie keinem Moslem trauen können.

Im Tur Abdin gibt es z.Zt. 8 Priester, 11 Malfonos (Religionslehrer) und etwa 20 Mönche und Nonnen. Zu Ostern wurde im Kloster Deir Zafaran eine Nonne und in Bakisyan ein neuer Diakon eingerührt. Das berühmte Kloster in Hah (Marienkirche) ist z.Zt. wegen interner Probleme und Streitigkeiten nicht besetzt. Mit den Kirchen in Europa, anderen Diözesen und orientalischen Schwesterkirchen besteht ein lebhafter Austausch. So bekam das Kloster Mar Gabriel im April Besuch von Theologiestudenten aus Salzburg, die die Palmsonntagsliturgie mitfeiern konnten. Die Stimme des Tur Abdin berichtet, daß Bischof Mor Ostatheos Benjamin Joseph aus Indien den Tur Abdin bereiste, um Nachforschungen über einen Patriarchen anzustellen, an dessen Grab in Indien sich wiederholt Wunder ereignen. Es besteht die Absicht, den Patriarchen heilig zu sprechen.


Christliche Kinder aus Harapali in ihrer türkischen " Schuluniform "

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