Mar Gabriel Verein - Mitteilungsblatt 2004


Feier anläßlich des

75. Geburtstags von Dr. Helga Anschütz
 

Am 19. April 2003 wurde die Vorsitzende des Mar Gabriel-Vereins, Dr. Helga Anschütz, 75 Jahre alt. Aus diesem Anlass veranstalteten der Mar Gabriel-Verein und der Deutsch-Libanesische Verein am 13. Juli 2003 eine gemeinsame Feier, zu der viele Menschen eingeladen wurden. Zwei Erzbischöfe der syrisch-orthodoxen Kirche, Jeshu Cicek von Mitteleuropa und Severius Hawwa von Bagdad, waren extra aus Holland angereist. Ingesamt waren über 60 Freunde und Mitglieder des Mar Gabriel-Vereins anwesend.

Dr. Paul Harb hielt eine kurze Rede, die hier eingefügt ist:

 » Liebe Freunde

Herzlich willkommen. Wir freuen uns, dass Sie zahlreich gekommen sind. Wir sind heute versammelt, um erstens: Ihnen Allen für Ihre Hilfe and Ihre Mitarbeit für den Verein Mar Gabriel und den Deutsch-Libanesischen Verein zu danken. Ihre Unterstützung hat zahlreichen Menschen im Tur Abdin, Syrien und im Libanon geholfen. Sie konnten dadurch ihre Sprache und Kultur bewahren und sich außerdem ausbilden. Alle, denen Sie geholfen haben, denken mit Dank an Sie. Einige von Ihnen haben den Dankesbrief von Mireille Rebeiz aus dem Libanon gelesen, die in diesem Jahr ihr Jurastudium mit einem sehr guten Abschluss beendete. Brunnen zu bohren oder eine Wasserpumpe für ein Dorf zu bezahlen, ist ein wunderbares Zeichen Ihrer Solidarität, aber gleichzeitig auch ein wichtiger Schritt für ein besseres Leben für viele Menschen. Ein bescheidenes Gehalt von 100 Euro für einen Dorflehrer im Tur Abdin, der den Kindern ihre Muttersprache - die Sprache Jesu - beibringt und sie von der Auswanderung abhält, ist sehr wichtig. Dank Ihrer Hilfe konnten solche Projekte durchgeführt und auch fortgesetzt werden. Wir sind zum zweiten heute versammelt, um den 75. Geburtstag meiner Frau Helga zu feiern.

 

Liebe Helga, es ist uns eine Freude, mit dir deinen 75. Geburtstag zu feiern. Als Lehrerin hast du dein Berufsleben mit der Ausbildung von Schülern begonnen. Bald danach warst du Dozentin beim Goethe-Institut tätig. Im In-und Ausland hast du 30 Jahre lang jungen Leuten aus aller Welt nicht nur die Deutsche Sprache und Kultur beigebracht, sondern auch bei ihnen für die Völkerverständigung und für den Frieden in der Welt geworben. Dein Ziel war immer die Völker einander nahe zu bringen, friedfertig zu machen. Während du deinen Dienst beim Goethe-Institut erfüllt hast. hast du nicht gescheut, unbezahlten Urlaub zu nehmen, um eigene Forschungen durchführen zu können, fremde Kulturen zu erforschen und darüber in der Presse, in Fachzeitschriften und in Buchform zu publizieren und auf nationalen und internationalen Kongressen darüber zu berichten. Dein Ziel war und ist, Verständigung für fremde Kulturen und Menschen zu wecken, Barrieren zwischen den Völkern zu beseitigen und Vorurteile abzubauen. Hartnäckig hast du dich bis heute bemüht, die Menschen einander näher zu bringen. Ich habe dich 30 Jahre lang in dieser Arbeit, vor allem bei der Herstellung von Fernsehdokumentationen, begleitet. Es war nicht immer leicht, solche Filme zu drehen. Eine solche Arbeit verlangt viel Kraft, Durchhaltevermögen, Engagement und Idealismus. Du hast dabei viele Schwierigkeiten auf dich genommen. Wievielmal sind wir Tag und Nacht durch Kurdistan ohne Schlaf durchgefahren. Du hast dich nicht beklagt, als wir nach 500, manchmal bis 800 km Fahrt pro Tag kein richtiges Hotel fanden, um eine warme Dusche zu nehmen und unserer müden Haut etwas Nachtruhe zu gönnen. Wie viele Male mussten wir in sehr primitiven Hotels in der Osttürkei übernachten, oder wie in Baaquba im Ostirak auf dem Dach eines Privathauses ohne fließendes Wasser unter dem freien Himmel die Nacht verbringen, um den nächsten Tag die weiteren 1000 km bis Teheran zu fahren! Du warst immer tapfer und immer dafür interessiert, was Neues zu entdecken und was Interessantes zu erfahren. Ja, du warst immer neugierig und immer offen. Nichts erschreckte dich, weder die Verfolgungen der iranischen Pasdaran in den Straßen von Teheran, die in unserem Wagen vergeblich nach Weinflaschen suchten, nachdem wir ein Porträt von Chatami's Vater gedreht hatten; noch die Gewehre der Banditen, die sie auf uns richteten, als wir das Land Richtung Irak verließen. Auch die kurdischen Aufstände im Nordirak hielten dich nicht ab, weiter das Land zu bereisen und immer neue Filme über die Lage der Christen dort mitzudrehen. Du hast es gewagt, ein Jahr nach dem l. amerikanischen Krieg gegen den Irak mit mir nach Bagdad zu fahren, um die Lage dort zu erforschen und eine Fernsehdokumentation über das Leben der Menschen und den Zustand der Klöster und der historischen Kulturstätten zu drehen, obwohl die Nachrichten die Zustände dort als sehr bedrohlich bezeichneten. Es war für dich auch selbstverständlich, Filme über den Bürgerkrieg im Libanon trotz höchster Gefahr für Leib und Leben zu drehen. Du hast mit den gefährlichsten Milizen einen Weg gefunden, sie positiv zu stimmen. Du hast sie menschlich behandelt; Bonbons, Kugelschreiber oder Aspirin verteilt. Die Kugeln kamen manchmal immer näher; deine Tonaufnahmen hat es aber nicht gestört. Du warst unerschrocken. Deine Güte und Seriosität haben die Menschen gespürt. Sie ließen uns unbehelligt weitermachen. Dank deiner Courage und Beharrlichkeit ist uns gelungen, über die arabische und islamische Welt von Gibraltar bis Iran etwa 80 Fernsehdokumentationen herzustellen. Viele von ihnen haben schon historischen Wert; andere sind aktueller denn je.

 Es war manchmal aufregend, aber immer interessant mit dir zusammen zu arbeiten. Dafür mein herzlicher Dank und die besten Wünsche für noch zahlreiche gesunde und schöne Jahre!

 Dein Paulus «

 

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