Mar Gabriel Verein - Mitteilungsblatt 2004
Christen und Muslime.
Anmerkungen und Erfahrungen
aus dem Tur Abdin
Malfono Isa Gülten, Mar Gabriel im Tur Abdin
Protokoll zum
Vortrag, gehalten bei der 12. Jahrestagung der
Solidaritätsgruppe Tur Abdin in Würzburg – von Iso Capan
Die Geschichte der Christen im Tur Abdin ist seit Anfang der
Christianisierung von Leid und Verfolgung geprägt. Sie waren
stets in der Geschichte wie Schafe unter den Wölfen.
Unerträgliche Schmerzen vertrieben sie aus dem TA zuerst in die
umliegenden Länder im Orient, wie Jordanien, Irak, Israel, Irak,
später nach Syrien und in jüngerer Zeit nach Europa. Die
Solidaritätsgruppe wurde von Gott in den TA geschickt, um die
Christen im TA als Resthefe zu erhalten. Ein Weg voller Dornen.
Auch wenn sich die Geschichte in letzter Zeit für die Christen
positiv entwickelt hat, ist weiterhin Unterstützung von außen
notwendig. Positive Schritte seitens der türkischen
Administration sind festzustellen, insbesondere seit der in
Aussicht gestellten Aufnahme in die EU.
Die syrisch-orthodoxe Kirche steht der EU-Aufnahme positiv
gegenüber, jedoch muss die Türkei alle Bedingungen erfüllen und
in die Tat umgesetzt haben. Theoretische Erfüllung der
Aufnahmebedingungen allein ist nicht ausreichend.
Ziel der Christen im TA ist weiterhin als Gruppe unter den
Mitbürgern im Land der Väter zu bestehen. Um eine globale
Einheit zu erreichen, ist eine aktivere Beteiligung der
Regierungen im Orient notwendig. Stichwort: Demokratisierung,
zunehmende Zahl an fortschrittlichen Kräften und
Intellek-tuellen in der Türkei gibt Hoffnung für eine bessere
Zukunft. Sittentum ist weiterhin present.
Seit 3 bis 4 Jahren ist keine Emigration aus TA festzustellen,
von Rückkehr wird gesprochen.
Aktuell leben im TA ca. 3000 christliche Personen.
Probleme sind weiterhin vorhanden. Rücknahme von Besetztem ist
schwierig, siehe Dorf Sare bei Bsorino.
Die Menschen im TA freuen sich auf jeden Rückkehrer und
Besucher.
Niederländischer Botschafter in der Türkei vergleicht während
eines 3-tägigen Besuches im TA Situation der TA-Christen mit der
Judenvertrei-bung aus Europa. Gerichtliche Verfahren werden
notwendig sein, um Recht zu erhalten.
Besucherstrom in den TA erfreulich hoch, besonders bei der
emigrierten Ju-gend.
Jugendliche im TA gehen in den Militärdienst, übliche Flucht der
Jugendlichen ins Ausland aktuell nicht festzustellen.
Hochzeiten im TA nehmen zu, speziell zw. Syrien und Turabdinern.
Service in der Kirche = Dienst am Nächsten = Gottes- und
Nächstenliebe:
Fördert stets gute Beziehungen zur Gemeinschaft
Vorzug bei Regierung vor anderen Gruppierungen
Einfluss des Agatums ist present, Tradition ist nur durch
Bildung zu beseitigen. Gerade diese Rückständigkeit war die
Ursache für schmerzhafte Erfahrungen unserer Volksgruppe.
Heutige Generation kritisiert Taten ihrer Vorfahren gegenüber
den Christen.
Während eines Symposiums in Midyat bekennen sich 8 türkische
Wissenschaftler, Professoren, zu Geschichte, Sprache und
Klöstern der Syrer in Gegenwart der Obrigkeit, der Bischöfe und
der Agas. Ein türkischer Professor verbringt ein 3-monatiges
Seminar im Kloster Mor Gabriel.
Der Vali (= Gouverneur) bedankt sich bei den Syrern für ihre
Kultur und Geschichte.
Quelle für Hoffnung und Energie ist unser Herr Jesus Christus.
Vergessen langsam die schmerzvollen Tage, in denen wir Sehnsucht
nach Besuchen hatten. Besonderer Dank gilt dem Pfr. H. Oberkampf
und Prof. H. Hollerweger für ihre Unterstützung in
schwierigster Zeit, obwohl sie sogar deswegen verfolgt wurden.
Rückkehr-Projekte:
Kafro: Wiederaufbau läuft. Moslems arbeiten auch auf den
Baustellen, Neid und kritische Stimmen auch vorhanden, moderne
Bauten nach europäischem Stil im Aufbau. Näheres hierzu siehe
im Bericht von Benyamin Demir.
Deyr Qubbe und Marbobo sind wieder von Christen bewohnt.
Rückkehr auch aus Istanbul in Planung vorhanden.
Kirchen von Dörfern, die nicht mehr Christen bewohnt werden, wie
Keferbe, Urdnus wurden/ werden renoviert.
EU-Hilfe kommt im TA nicht an, da Voraussetzungen für
entsprechende Projekte fehlen.
Sare wird weiterhin von Moslems bewohnt, alle Anträge auf
Räumung schlugen bisher fehl.
Unterstützung des Weltkirchenrates ist sehr hilfreich.
Einige Zahlen im TA:
40 Diakone, 16 Lehrer, 8 Pfarrer, 11 Mönche, 20 Nonnen, 6
Klöster, 2 Chouri, 16 Kirchen mit sonntäglichem Gottesdienst,
teilw. von Diakonen abgehalten
Weiterhin keine offizielle Genehmigung für die Schulen
verfügbar.
Einige Daten zu den Klöstern:
Deir Zafaran: 1 Bischof, 2 Mönche, 11 Schüler, 2 Malfone
Deiro D´Salih: 3 Mönche, 10 Schüler, 2 Nonnen
Mor Malke: 2 Mönche, 2 Nonnen, ? Schüler
Mor Abrohom: 1 Mönch, 2 Nonnen
Mor Gabriel: 1 Bischof, 2 Mönche, 14 Nonnen, 5 Malfone, 35
Schüler, da-von 2 Schüler aus Europa, 1 aus Australien
9 Studenten aus dem TA besuchen momentan türkische
Universitäten.
Summary:
Mission der SG nicht beendet, Unterstützung der SG weiterhin
notwendig.
Finanzielle Unterstützung ist sekundär, primär wird geistige
Solidarität be-nötigt, dass den Rückstand in der Bildung und in
der Demokratisierung der muslimischen Mitbevölkerung ermöglicht.
Malfono Isa Gülten bedankt sich im Namen des Klosters und der
Turabdiner für die bis dato geleistete Hilfe und für künftige
Unterstützung.
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