Zur Lage der syrischen Flüchtlinge in Österreich
Von: Aslan Ergen, Wien

Die meisten Flüchtlinge landen leider im Flüchtlingscamp Traiskirchen, von wo sie versuchen in andere Länder auszuwandern. Als Beispiel möchte ich das Schicksal eines 15-jährigen schildern, der mit dem Flugzeug aus dem Iran kam und sofort am Flughafen Schwechat in Schubhaft genommen wurde. Kurz vor seiner Rückführung in den. Iran hörte ich von ihm und besuchte ihn im Gefängnis. Er konnte sich nicht verständigen und erklären, weshalb er nach Österreich gekommen war. Sein Vater, ein christlicher Arzt im Iran, war von den Behörden verschleppt worden und niemand wußte wohin. Die Mutter, die danach ernsthaft krank geworden war, starb, weil sie als Christin in keinen Spital aufgenommen wurde. Zurück blieben nur der Großvater und das Kind. Der Großvater verkaufte alles, was sie besaßen und verschaffte seinem Enkelkind ein Flugticket nach Österreich. So kam dieser nach Wien, wo er trotz seiner Jugend in Schubhaft genommen wurde. Ich bekam ihn frei, und er kam in ein Jugendheim der Caritas. Wir hörten dann über Umwege, daß man im Iran seinen Großvater getötet hatte weil er dem Jungen zur Flucht verholfen hatte. Hätte man den Jungen zurückgeschickt, wäre auch er getötet worden.
Ich habe bis heute ca. 40 Flüchtlinge aus der Schubhaft herausbekommen und ca. 300 vor einer Schubhaft bewahrt und einer Betreuung zugeführt. Es sind vor allem die Caritas, Christen in Not, Asyl in Not, und der Flughafen Sozialdienst, die den Menschen weiterhelfen. Von den Flüchtlingen, um die ich mich kümmerte, kamen ca. 200 ohne Geld und ohne Gepäck, nur mit dem, was sie auf dem Leibe hatten. Es ist so, daß die Schlepper die Flüchtlinge an die Grenze stellen, ihnen womöglich im letzten Moment noch alle ihre Habseligkeiten abnehmen und ihnen sagen, sie sollen noch 50 oder 100 Schritte weitergehen, dann wären sie in Schweden oder in Deutschland. Die armen Flüchtlinge glauben dann, auch wenn sie von der Grenzpolizei aufgegriffen werden, sie wären in dem Land, in das sie wollten und wofür sie den Schleppern sehr viel Geld bezahlt hatten. Nachdem sich die meisten nicht verständigen können, glauben sie auch noch in der Schubhaft, sie wären in Deutschland oder in Schweden. Es ist für sie oft wie ein Todesurteil, wenn ich komme und sie über ihren Aufenthalt aufkläre. Sie können doch nicht mehr zurück, sie haben ja alles verkauft, nur um vor dem Terror in ihrer Heimat, vor den kurdischen Befreiungskriegen, vor den Clankämpfen, in die sie verwickelt werden und vor dem Verbot, ihre christliche Religion frei auszuüben, geflohen.
Die westlichen Länder machen ihre Grenzen dicht und wollen von ihrem Wohlstand nichts abgeben. Nur so können geschäftstüchtige Schlepper mit der Not der Menschen ihre Geschäfte machen.
Viele Christen aus dem Orient leben in den sog. christlichen Ländern, in Europa, in Lagern und warten, daß sie sich endlich eine neue Heimat schaffen können. Doch erst wenn sich die wohlhabenden Christen mit diesen Armen solidarisch erklären, dann wird sich die Welt ändern.
Zweimal wurden im ORF und einmal im SAT ein Film über die Betreuung der christlichen Flüchtlinge aus dem Orient in Österreich gezeigt. ....

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