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Tur Abdin - Zaz
Zaz
- Izbirik
Zaz liegt etwa 20 km nördlich von
Midyat unweit der Straße Midyat - Kerburan auf
einem von Weingärten und Ackerflächen umgebenen
Kulturhügel. Die von Ruinen und Säulenresten
umgebene Kirche "Mar Dimet" steht, mit
Wehrtürmen versehen, festungsartig auf dem höchsten
Punkt des Hügels; unten, neben dem Dorfteich und
im Zentrum des Ortes, sieht man noch die Ruinen
der Kirchen Joldath Aloho", "Mart
Schimuni" und "Mar Gabriel". Die
547 (495) überwiegend christlichen Einwohner
sprechen Turojo und Kurdisch (1980 waren es noch
50 christliche Familien). Dorfpriester ist immer
noch Isa Aykurt (geb. 1935 als Sohn eines
Priesters, Priesterweihe 1967); er war Malphono,
Soldat der französischen Fremdenlegion in
Syrien; der Witwer mit fünf Kindern durfte nach
den Gesetzen seiner Kirche nicht wieder heiraten;
er besitzt mehrere alte Handschriften und ist als
Kopist bekannt.
Der aus der Kirchengeschichte bekannte Ort wurde
häufig erwähnt. In der Nähe liegt das Kloster
"Deir Salib". Basil Mas'oud Anton, der
letzte Sonderpatriarch und Verfasser mystischer
Schriften, wurde 1430 in der "Burg Zaz"
geboren. Im 16. Jahrhundert nahm auch das
christliche Zaz einen bedeutenden Aufschwung;
seine Bevölkerung stieg von 1526 bis 1570 von
auf 219 Familien an. - Der deutsche Orientalist
Socin besichtigte in Zaz die "imponierenden
Ruinen eines alten Kastells und die altertümlich
aussehende und von Säulenstrünken umgebene
Kirche" auf dem Hügel. Er fand einige nicht
besonders alte Inschriften. Zu seiner Zeit lebten
hier 40 christliche Familien. Der Priester, der
nur Syrisch habe sprechen können, sei ein
eifriger Adept der sogenannten Sandkunst gewesen
und habe einige Bücher darüber besessen.
Vermittels dieser Kunst habe er sich große
Schatzfunde erhofft. Viele Münzfunde in der
Umgebung hätten die Hoffnungen der Bevölkerung
genährt. (Diese Schilderung erinnert an meine
eigenen Erlebnisse, die ich für die Darstellung
des Charakters der syrischen Christen auswertete.)
Nächtliche Hilferufe, durch Streifzüge
kurdischer Diebe verursacht, führten dem
Forscher die gefährdete Situation der Christen
vor Augen. Trotz der ungünstigen, vom
christlichen Zentrum für dortige Verhältnisse
zu weit entfernten Lage und der Nähe feindlich
gesinnter Kurdenstämme, konnte sich die Bevölkerung
von Zaz unter hohen Blutopfern im 1. Weltkrieg
gegen die feindliche Übermacht und auch bis
heute gegen kurdischen Druck behaupten, obwohl
ein großer Teil der arbeitsfähigen Männer nach
Europa ausgewandert ist. Aber die Sonntagsschule
mit ihren etwa 60 Jungen und Mädchen zeigt, daß
die Lebenskraft der Christen in diesem Dorf noch
nicht erloschen ist.
Quelle: Helga Anschütz, Die
syrischen Christen vom Tur Abdin, 1984
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