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Tur Abdin - Midun
Miden
- Ögündük - Middo - Midun - Midin
Dieses Großdorf mit 920 (1015)
Einwohnern (150 Familien) (1980: 130 Familien)
liegt 15 km westlich der Kreisstadt Idil neben
der Straße Mardin - Cizre im Übergangsgebiet
zwischen dem Gebirge und den gewellten Basalt-blockfeldern
im Osten, gerade an den schroffen Abhängen des
Wadi Salo, das die Einheimischen "Schlund
der Hölle" oder "Djehenna-Tal"
nennen; hier sollen in persischer Zeit zahlreiche
Christen den Märtyrertod gefunden haben. Die
flachgedeckten, festungsartigen Häuser sind aus
Basaltblöcken errichtet; ein Dorfteich spendet
bis zur sommerlichen Austrocknung Wasser für
Mensch und Vieh. Hier lebt ein Menschentyp, der
nicht nur eine besondere Form des Turojo-Dialekts
spricht, wie Jastrow ermittelte , sondern sich
auch äußerlich von anderen Tur 'Abdin-Bewohnern
unterscheidet: Viele Dorfbewohner sind
hochgewachsen und kräftig; sie haben oft
rotblonde Haare, helle Augen, eine lange, gerade
Nase, eine hohe Stirn und Rundköpfe. Mehr als
1000 Einwohner sind nach dem 1. Weltkrieg in den
Irak und in den Libanon ausgewandert.
Aus geschichtlichen Zeiten sind die alten, kürzlich
restaurierten Kirchen "Mar Jakub Malphono"
und "Mar Juhannan" erhalten geblieben;
die Kirchen "Mar Addai", "Mar
Abhai", "Mar Augen", "Mar Bar
Sauma", "Mar Heoro", "Mar
Sobo", Joldath Aloho" und "Mar
Zoche" liegen hauptsächlich außerhalb der
heutigen Ortsgrenze in Trümmern.
Seit etwa 1972 ist eine größere Zahl der
christlichen Einwohner nach Berlin gezogen. Ihnen
folgte Priester Hanna Teber (geb. 1910,
Priesterweihe 1953). Als Dorfpriester ist Melke
Tok hiergeblieben (geb. 1933, Priesterweihe 1961).
Man zeigte mir 1968 ein Evangeliar aus dem 18.
Jahrhundert mit Silberdeckel. In der
Kirchenschule werden 70 Kinder unterrichtet.
Hanna Aydin schätzt die christlichen Einwohner für
1980 auf 118 Familien.
Miden, obwohl durch die zahlreichen Kirchen als
historisch bedeutender Ort ausgewiesen, war
dennoch in der Geschichte nicht so bekannt, weil
keine bedeutenden Persönlichkeiten oder Autoren
aus dem Dorf stammten. Im Osten des Tur 'Abdin
war es auch häufigen Kurdenüberfällen aus dem
Gebiet jenseits des Tigris ausgesetzt: 1453 wurde
Miden durch Nomaden zerstört, im 15. Jahrhundert
durch Truppen aus Diyarbakir gebrandschatzt.
Mitte des 19. Jahrhunderts erlitt Miden das
gleiche Schicksal durch den Kurdenführer Massur
Beg aus Bohtan. Sandreczki fand hier 60
christliche Häuser vor.
Preusser und Sykes glaubten, in Miden besondere
Unterscheidungsmerkmale in der Bevölkerung zu
sehen. Der Kunsthistoriker berichtete, ihn habe
der "rotbärtige, chaldäische Priester"
des "christlichen Kurdendorfes in seine
unsaubere Hütte gastlich aufnehmen" wollen.
Wie er, so hielt auch der Engländer und
Geheimdienstler Sykes die hier lebenden Christen
für Kurden und "sehr fanatisch".
Quelle: Helga Anschütz, Die
syrischen Christen vom Tur Abdin, 1984
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