Tur Abdin - Mar Malke



Deir Mar Malke
Dieses in seiner langen Geschichte häufig zerstörte Kloster wurde erst nach dem 2. Weltkrieg von den christlichen Bewohnern der umliegenden Dörfer wiederaufgebaut. Es liegt 4 km südlich von Harapali und etwa 20 km südöstlich von Midyat in der "Raite" oder im "Izala", dem gebirgigen Teil des südlichen Tur 'Abdin. Am Fuße des Hügels, auf dem Deir Mar Malke errichtet wurde, entspringt der Av-i-Spi, ein Quellfluß des Djaghdjagh, der die Sümpfe bei Nusaybin bildet. Obst-, Wein-, Gemüse- und Tabakanpflanzungen umgeben das Bauwerk, ein umfangreicher Landbesitz gehört dazu.
Das von den einheimischen Christen als Wallfahrtsort verehrte Kloster wird dem heiligen Malke, einem Verwandten des Klostergründers Mar Augen, zugeschrieben. In der Kirchengeschichte wurde es verschiedentlich erwähnt.
Bis vor kurzem wurden noch manchmal Epileptiker hierhergebracht, die, an eine Kette gefesselt, in einen tiefen Brunnen hinabgelassen wurden, wo sie mindestens 24 Stunden verbringen mußten. Wie man mir bei meinem Besuch versicherte, seien verschiedene Geisteskranke auf diese Weise geheilt worden.
Über diesen Ruf des Klosters berichtete schon Niebuhr um 1760: Epileptiker seien durch die Fürbitte des heiligen Malke und die Gebete der Mönche geheilt worden. Gertrude Bell beobachtete an eine Kette gefesselte Geisteskranke, bei denen "wirksame Teufelsaustreibungen" vorgenommen worden waren. Als sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts dort war, traf sie noch einen Bischof an, der in diesem mehrfach von Kurden geplünderten und nur noch teilweise restaurierten Bauwerk residierte.
Bis 1981 war das Kloster dagegen nur von Schabo Bilgic, Mönch aus dem Kloster Mar Gabriel, und einer Familie bewohnt. (Als ich das Kloster 1968 besuchte, hatte der Mönch Jakub Kurt /heute in Hah/ eine Klosterschule für die Dorfjugend aus den umliegenden christlichen Siedlungen eingerichtet; sie mußte jedoch geschlossen werden, als er das Kloster verließ.) Nach einem Überfall der Kurden verließen alle Bewohner 1981 das Kloster.
Das früher so bedeutende Kloster hat auch besonders in den Kämpfen zwischen Zentralregierung und kurdischen Aufständischen in den Jahren von 1924 bis 1928 gelitten. Damals verschanzten sich die Kurden hinter den Klo-stermauern und forderten dadurch ein Bombardement heraus, das den größten Teil des Klosters zerstörte. Erst in den fünfziger Jahren wurde das Bauwerk durch die benachbarte Dorfbevölkerung wiederaufgebaut. Dabei blieb zwar die Architektur erhalten, etwa noch vorhandene Ornamentik wurde jedoch durch den Mauerverputz verdeckt. Als erster Mönch zog der alte Kaume mit einer Familie in die restaurierten Räume ein. Er ist inzwischen verstorben.

Quelle:
Helga Anschütz, Die syrischen Christen vom Tur Abdin, 1984