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Tur Abdin - Anhel
Enhil
- Yemisli - Anhil - Anhel - Anhül
Dieser Ort liegt mit seinen mehrheitlich
christlichen 1520 (1426) Einwohnern 10 km südlich
von Midyat an dem alten Verkehrsweg Midyat-Nusaybin
auf einem Kalkfelsen. In neuester Zeit erhielt
der 1968 noch rein christliche Ort muslimischen
Zuzug. 1980 lebten hier noch 120 christliche
Familien. Im Dorf stehen mehrere alte Kirchen und
ein Kloster: "Mar Kyriakos" (Priester:
Ibrahim Özkaya, geb. 1924, Priesterweihe 1953,
Landwirt. Er wanderte 1979 in die Bundesrepublik
Deutschland aus und lebt heute im Frankfurter
Raum.) - "Mar Eschaya" (Priester bis
1973: Abdulahat Isik, geb. 1895, Priesterweihe
1927, gest. 1973. Sein Nachfolger wurde Priester
Aho). Im Kloster "Mar Schimun" werden
nur an besonderen Feiertagen Gottesdienste
abgehalten. Mehrere Kirchenruinen befinden sich
in der Umgebung des Ortes, u.a. noch die Überreste
der Kirche "Mar Gewergis".
Enhil gehört zu den größten Dörfern des Tur
'Abdin und beherrscht dessen südlichen, "Raite"
genannten Teil. Einige Läden und
Handwerksbetriebe haben sich hier angesiedelt.
Enhil war auch in der Geschichte ein bekannter
Ort. Aus dem Mittelalter haben mehrere
Handschriften, darunter zwei Bücher mit
Heligenviten aus dem 9. Jahrhundert, die
wechselvolle Geschichte überdauert. Seit dieser
Zeit fand der Ort unter verschiedenen Namen häufige
Erwähnung (Bet Nahle an-Nahl - Deboraita -
Anchill - Anhel - Enhil). In den Katasterbüchern
des 16. Jahrhunderts wurde Enhil unter den
reichen, christlichen Siedlungen aufgeführt.
Seine Einwohnerzahl stieg zwischen 1526 und 1570
von 68 auf 108 Familien.
Im 17. Jahrhundert gingen aus Enhil ein
Sonderpatriarch und ein Maphrian hervor; im 19.
Jahrhundert war es Bischofssitz. 1821 wurde ein
Maphrian aus Enhil von Kurden getötet. Mehrere
Kopisten und Autoren stammten noch im 19.
Jahrhundert aus diesem Dorf; Kurdenscharen unter
der Führung von Massur Beg plünderten und
brandschatzten Enhil 1855; dabei kamen drei
Priester um.
Von diesen Kriegsereignissen erholte sich das
Dorf nur schwer und wurde deshalb von den
verschiedenen europäischen Reisenden für
unbedeutend gehalten. Preusser beschrieb es sogar
als "echtes Räubernest", das von
"wild aussehenden Kurden" bewohnt war.
Wegen seiner günstigen Lage konnte Enhil im 1.
Weltkrieg erfolgreich verteidigt werden; während
der Kämpfe wurden ein Bischof und viele
Dorfbewohner getötet. Im Zusammenhang mit der
kurdischen Rebellion nach dem Krieg erlitt Enhil
durch den kurdischen Führer Hadjo erneute
Brandschatzungen. Nach der Vertreibung der Kurden
aus Beirut 1976 belagerten die Rückwanderer
wochenlang das Dorf und veranlaßten viele
Christen zur Flucht nach Europa.
Quelle: Helga Anschütz, Die syrischen
Christen vom Tur Abdin, 1984
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